Der SV Aufbau Altenburg hat Jürgen Unger viel zu verdanken. Der Stammplatz im Goldenen Pflug bleibt nun leer.

Altenburg. Er war seit den 1970er-Jahren die gute Seele des SV Aufbau Altenburg, eines der mitgliederstärksten Sportvereine Thüringens. Erst vor zwei Monaten, zur 70-Jahr-Feier des SV, wurde Jürgen Unger für sein jahrzehntelanges Engagement der Dank der Sportlerinnen und Sportler ausgesprochen. Doch nun erreichte die Vereinsleute völlig unerwartet die traurige Nachricht: „Opa Unger“ ist zwei Tage vor dem Jahreswechsel plötzlich verstorben. Er wurde 82 Jahre alt.

Sein ganzes Leben lang war Jürgen Unger dem traditionsreichen Altenburger Sportverein in Treue verbunden. Er hat großen Anteil daran, dass sich der Verein vor der politischen Wende im Bezirk Leipzig und danach in Thüringen zu einer Handballhochburg gemausert hat, die auf beispielhafte Nachwuchsarbeit und solide Erwachsenenerfolge blicken kann. Zu seinen Verdiensten zählt auch, dass der Verein seit seiner Gründung bis heute durchgängig den Namen SV Aufbau führt und sich nicht, wie viele andere nach der Wende, umbenannte.

Jürgen Unger gehörte seit Mitte der 1960er-Jahre zu den Handballpionieren in der Skatstadt und leitete ab Anfang der 70er bis April 1993 die Geschicke der Altenburger als Sektions- und Abteilungsleiter gemeinsam mit seinem Freund und Mitstreiter Jochen Dannowski. Damals standen um die 20 Altenburger Mannschaften im Spielbetrieb des Bezirks Leipzig, was sportliche wie logistische Meisterleistungen erforderte.

Damit in Verbindung steht, dass Jürgen Unger – damals ein aktiver Boxer – überhaupt durch Zufall zu den Handballern kam: Der damalige Sponsor des Handballbezirksligisten, das BKL, suchte Fahrer für die Spiele der verschiedenen Mannschaften in die Hallen der Leipziger Umgebung und Jürgen mit seinem „personengebundenen“ Barkas übernahm diese Aufgabe. Nach kurzer Zeit dauerte ihm das Warten auf seine Handballer zu lange – er griff zu Papier und Stift und binnen kürzester Zeit etablierte er sich zum gefragten Spielanalytiker.

Auch nachdem er das Abteilungsleiteramt niedergelegt hatte, blieb „Opa Unger“ – das „Jürgen“ ist mit der Zeit mehr und mehr abhanden gekommen – ein regelmäßiger Gast bei den Heimspielen der Aufbau-Handballer. Von nun an wird sein eigens reservierter Stammplatz im Goldenen Pflug leer bleiben. Doch in Gedanken werden die Vereinsleute des SV Aufbau Altenburg weiter bei ihrem „Opa Unger“ sein.

 

Lutz Pfefferkorn