Abteilung Handball
Regeländerungen sorgen für Unmut !
Normalerweise kamen in der Vergangenheit Regelneuheiten erst nach Olympischen Spielen für die Allgemeinheit zum tragen, wurden lange erprobt und getestet, wie beispielsweise die Einführung des „schnellen Anwurfes“ und fanden dann so allmählich das Wohlwollen auch der größten Skeptiker. Diesmal allerdings ist das anders und verblüfft die Handballwelt nahezu, denn Olympia in Rio beginnt am 5.August, aber die geänderten Regeln sind bereits ab 1.Juli gültig und werden es in sich haben. Selbst eingefleischte Handballexperten des DHB sprechen von einem inhaltlich unausgegorenen Schnellschuss der IHF und das damit Spielern, Trainern, Schiedsrichtern und Zuschauern „ein schönes Ei ins Nest gelegt wurde.“
Genau fünf Neuerungen sollen nun die Sportart verständlicher und noch attraktiver machen, deren Durchsetzbarkeit dürfte allerdings allgemein schwierig werden und vor allem für die Schiedsrichter, die jetzt bereits oftmals als überfordert gelten, könnten diese sie so richtig vor Probleme stellen.
Noch relativ praktikabel zunächst die Einführung der „Blauen Karte“. Sie kann als eine verschärfte Rote Karte angesehen werden, mit der die Schiedsrichter gegenüber allen Anwesenden dokumentieren, dass sie für das begangene Vergehen aufgrund der Schwere einen Sonderbericht anfertigen werden und der Übertäter wird automatisch mit einer Spielsperre belegt.
Dem Wohlwollen der Mannschaften am ehesten kommt sicher die nächste Änderung. Der oftmals als taktisches Mittel anstelle des Torhüters eingesetzte zusätzliche Feldspieler braucht zukünftig kein extra farbiges Leibchen mehr zu tragen, damit kann im Ernstfall schneller wieder auf den Keeper zurück gewechselt werden.
Bei der Einführung der neuen Sechs-Pässe-Regel wird die Verständlichkeit zukünftig schon etwas prekärer. Nicht das allen Anwesenden nicht zugetraut werden könnte bis sechs zu zählen, dennoch dürften die Trainer der Mannschaften, Schiedsrichter und nicht zuletzt Zuschauer sicher recht subjektiv und nach Belieben ans Zählen machen. Maximal sechs Pässe sind fortan noch erlaubt, nachdem die Schiedsrichter das Handzeichen für Passives Spiel gegeben haben, so erstmal der Gesetzestext. Wird dann allerdings noch auf Freiwurf entschieden auch noch ein siebter Pass, gibt es dann durch einen eventuellen Block der Abwehr einen Einwurf auch noch ein achter Pass und so weiter und so fort.
Und weiter geht’s im Regelwerk mit Änderung Nummer vier, die sich das Handball spielende Volk angeblich selbst eingebrockt haben soll, indem schon Mal nach einem Allerweltsfoul theatralisch am Boden liegen geblieben wird, um den Konter des Gegners zu unterbinden. Spieler die zukünftig sich behandeln lassen oder aufgrund erster Diagnose der Schiedsrichter behandelt werden müssen, unterliegen in der Folge einer Spielpause von drei Angriffen ihrer Mannschaft. Lediglich eine progressive Bestrafung des Übeltäters des Foulspieles bewahrt sie davor. Das den Schiedsrichtern jetzt nahezu notärztliche Grundkenntnisse abgefordert werden, verleiht der Angelegenheit dann schon eine besondere Note.
Letzte Änderung betrifft die besondere Bedeutung der letzten 30 Spielsekunden. Wenn in diesen ein Abwehrspieler einen groben Regelverstoß begeht oder die Ausführung eines formellen Wurfes (Freiwurf, Anwurf) aktiv verhindert, erhält dieser eine Rote Karte und der Gegner bekommt automatisch noch zusätzlich einen Siebenmeter zugesprochen. Man will damit verhindern, dass durch eine bewusste Unsportlichkeit einer Mannschaft die letzte Möglichkeit einer klaren Torchance genommen wird.
Und weil das alles nicht genug des Neuen ist, hängt der Deutsche Handball Bund gleich noch eine Neuerung an, die ab kommender Saison im Erwachsenenbereich, außer in der untersten Verbandsliga/klasse, verbindlich ist und dann in zwei Jahren in allen Bereichen, also Erwachsene und Nachwuchs, Pflicht sein wird, die Einführung des elektronischen Spielprotokolls und damit das Ende des handschriftlichen Spielberichtes. Dazu aber vielleicht später einmal mehr.
L.p.
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