Männer Verbandsliga, SV Aufbau Altenburg II – SV Hermsdorf II 26:30 (HZ: 10:16)
Am vergangenen Samstag wartete ein schweres Spiel auf unsere zweite Männermannschaft. Sehnsüchtig hatten wir bis zum letzten Spieltag der Hinrunde auf unser erstes Heimspiel gewartet. Zu Gast war der letztjährige Titelverteidiger des SV Hermsdorf II. Ein Spiel, auf das sich alle gefreut hatten, das jedoch auch mit mulmigen Gefühlen behaftet war, wenn man einen Blick auf das vorangegangene Auswärtsdesaster in Auma wirft.
Unsere Gäste warfen an und sofort war klar, um welche Spieler es sich im Hermsdorfer Aufgebot drehen würde. Manuel Rust und Ference Bergner, zwei alte Bekannte und absolute Routiniers, leiteten wie gewohnt mit viel Erfahrung die sonst recht junge Hermsdorfer Mannschaft. Wir schafften es zwar in den ersten Minuten die eigene Torgefahr der beiden zu unterbinden, vernachlässigten jedoch dadurch andere Positionen wodurch die Hermsdorfer Ralf Taubert und Christoph Lockstet unsere Gäste mit 0:2 in Führung brachten. In der vierten Spielminute gelang es uns durch unseren Außen, Gregor Sadowski, den befreienden ersten Treffer im Spiel zu erzielen. Es dauerte allerdings keine 28 Sekunden, bis Ference Bergner sein erstes Tor aus dem Rückraum erzielte und auch Manuel Rust sein 1:1-Stärke unter Beweis stellte und unsere Gäste damit die Führung bis in Minute 10 auf 2:6 ausbauen konnten. Sicher ist es kein Leichtes zwei so erfahrene und individuell wie auch im kollektiv starke Spielerpersönlichkeiten zu verteidigen, die Startphase wurde allerdings wieder einmal nicht in der Abwehr verschlafen. Den Altenburgern fehlte es in dieser Phase an der im Spielaufbau benötigten Ruhe. Im Gegensatz zum Spiel in Auma wurde zwar mit mehr Bewegung und Spielzügen gearbeitet, die Entscheidung über einen Abschluss wurde jedoch auch hier schon recht häufig zu früh getroffen. Wir wussten bereits vor dem Spiel, dass die Hermsdorfer ihren Stiefel spielen würden und sich von diesem unabhängig vom Spielstand auch nicht abbringen lassen. Der Ball wurde in aller Ruhe von unseren Gästen zum Mittelpunkt getragen, ein Spielzug gespielt, ein Tor oder ein Freiwurf erarbeitet und war es nötig startete man die Spielaufbau in Ruhe von Neuem, notfalls bis zum letzten Pass des Zeitspiels. Diese abgeklärte Spielweise der Hermsdorfer war maßgeblich für die höhere Effektivität unserer Gäste im Angriffsspiel verantwortlich, wodurch sich die Hermsdorfer bis zur Halbzeit bis auf 10:16 absetzen konnten.
Es ging in die Halbzeit und bereits bevor Spielertrainer Moosdorf das Wort ergreifen konnte, hatten bereits alle Altenburger erkannt, dass diese Hermsdorfer Mannschaft absolut schlagbar ist. Sofort waren alle Spieler überdurchschnittlich motiviert gemeinsam mit Captain Moosdorf die nötigen Stellschrauben zu drehen. Das gesamte Spiel der Hermsdorfer fokussierte sich auf die Rust und Bergner. Würde man hier in der Abwehr noch einen draufsetzen und seine eigene Fehlerquote im Angriffsspiel endlich in den Griff bekommen, könnte man die Hermsdorfer in Bedrängnis bringen. Diese wiederum schielten eine Kabine weiter mit ihrer 6 Tore Halbzeitführung wahrscheinlich schon auf das Siegerbierchen auf der A4. Diesen Vorteil wollten wir ausnutzen!
Es startete die zweite Halbezeit und man merkte auch an der Körpersprache unseres Teams zum ersten Mal so richtig, dass es hier um die ersten Punkte vor heimischem Publikum geht. Leider machte uns der Hermsdorfer Torhüter einen kleinen Strich durch die Rechnung, weshalb es wieder unsere Gäste waren, die ihre Führung um zwei Tore ausbauen konnten. Ab der 33 Minute, sollten die Uhren allerdings anders ticken. Nick Maßow verkürzt auf 11:18 und muss kurz darauf für zwei Minuten das Spielfeld verlassen. Das sollte uns aber nicht interessieren, denn den darauffolgenden technischen Fehler der Hermsdorfer nutzte unser Team und setzte den Rückstand mit einem Tor von Jan Wagenbreth zurück auf Halbzeitniveau. Es ging wie ein Ruck durch die Mannschaft, die nun den Stiefel der Hermsdorfer ablegte und mit Geschwindigkeit im Angriff die Hermsdorfer vor Herausforderungen stellte. Die in dieser Phase starke Zusammenarbeit der Altenburger Abwehr mit ihren beiden Torhütern wurde zusätzlich durch einen gehaltenen Siebenmeter untermauert. Diese Chance nutzten die beiden Spielführer Thomas Moosdorf und Lukas Sosinka und besiegelten mit zwei aufeinanderfolgenden Treffern den 6 Tore Lauf der Altenburger. In etwa 5 Minuten kämpften wir uns durch eine geschlossene Mannschaftsleistung zurück auf 14:18. Jetzt war die Betriebstemperatur, Körpersprache und Stimmung auch von der Bank endlich an einem schon längst wünschenswerten Punkt angekommen. In den kommenden Minuten erarbeiteten Spielführer Lukas Sosinka, Thomas Moosdorf und Jan Wagenbreth immer wieder Chancen aus dem Rückraum. Noch besser, die seit langer Zeit hinkende Entscheidungsfähigkeit der Altenburger zwischen Wurf, Pass und Freiwurf schien auf einmal ein Leichtes zu werden! Dadurch konnten auch unsere Außen Gregor Sadowski und Paul Fischer ins Spiel gebracht werden, die gemeinsam mit ihren Kollegen aus dem Rückraum den Rückstand auf 19:22 verkürzten.
Die Hermsdorfer schienen überfordert mit der Situation, da ihnen ein völlig neues Team als in Halbzeit eins gegenüberstand. Dies führte dazu, dass In Minute 45 und 46 sogar noch kleine Hermsdorfer Geschenke, zwei eigentlich von unseren Gästen vermeidbare Zweiminutenstrafen, verteilt wurden. Ein nicht zu Unterschätzender Vorteil, denn die Hermsdorfer waren nun knapp eine Minute in doppelter Unterzahl und zwei Minuten in einfacher Unterzahl auf dem Spielfeld. Ein Vorteil, den wir leider nicht so richtig nutzen konnten. Es schien ein bisschen, als wären wir mit der Situation überfordert gewesen den Ausgleich einfacher zu erzielen als wir es geplant hatten. Diese Phase hätten wir sicherlich besser nutzen müssen. Trotz alledem schafften wir es in Minute 47 durch Lukas Sosinka den Anschlusstreffer zu erzielen. Das dieses Spiel nun endlich zu einem Erwachsenenspiel wurde, sieht man auch an der Verteilung der gelben Karten und Zeitstrafen über die beiden Halbzeiten. Nun zeigte auch unsere Abwehr, dass es manchmal auch ein bisschen wehtun muss, wenn man ein Tor werfen will. Die Zweiminutenstrafe für Lukas Sosinka musste man dafür in Kauf nehmen. Knapp zehn Minuten vor Spielende lautete der Spielstand 22:23 und Spielertrainer Moosdorf nutzt noch einmal die Chance einer Auszeit, wodurch seine Mannschaft auch noch einmal neue Kräfte sammeln konnte. Kräfte, die es den Altenburgern ermöglichten in Minute 51 und 52 gleich zweimal das lang ersehnte Unentschieden zu erkämpfen! Was ein Ding! Hätte damit nach Halbzeit eins irgendwer auf den Tribünen des Goldenen Pflugs gerechnet? Es folgte wieder eine Zweiminutenstrafe für unser Team. Dieses Mal wird Nick Maßow getroffen und muss das Feld für zwei Minuten verlassen. Wieder schaffen wir es die Gäste aus Hermsdorf nicht zu verlieren. Spielstand 25:26 und Siebenmeter-Entscheidung für Altenburg. Der sonst so sichere Thomas Moosdorf tritt an erwischt den Hermsdorfer Torhüter in der falschen Ecke. Sicher ein Wurf der zusammen mit der verpennten ersten Halbzeit und der nicht genutzten doppelten Überzahl in Halbzeit zwei zum Spielergebnis beiträgt. Allerdings auch ein Wurf, der vielleicht zeigt, dass es nicht ganz einfach ist ein gesamtes Team bis in die 56 Spielminute zu coachen und dann selbst nicht den Fokus zu verlieren. In den kommenden Spielminuten merkte man den Altenburger auch an, dass die Kräfte sowohl in der Physis als auch in der Konzentration langsam aufgebraucht waren. Bis in die 57. Minute konnte man den knappen Rückstand mit 26:27 verteidigen, dann spielten es die Hermsdorfer allerdings wieder in ihrer gewohnten Ruhe weitere Treffer aus und die Punkte gehen mit 26:30 nach Hermsdorf.
Ein Spiel, dass allen Altenburgern gezeigt hat, was für Potentiale in diese Mannschaft schlummern. Ein Spiel welches aber auch gezeigt hat, woran es den Altenburgern fehlt. Ein kollektives Selbstverständnis, blindes Vertrauen in seine Mannschaftkollegen und daraus folgende wichtige Abstimmungen in Abwehr und Angriff, entstehen nur durch ein regelmäßiges Training mit breitem und eingespieltem Kader. Es braucht mehr erfahrene Spieler die Verantwortung übernehmen können und sich dafür auch voll auf Ihre Rolle als Spieler konzentrieren können. Es braucht aber auch neue junge Spieler, die zu Führungspersönlichkeiten heranwachsen. Junge Spieler, die im regelmäßigen Training wie auch im Punktspielbetrieb an Ihre Grenzen gebracht werden können, gleichzeitig zu Mannschaftskollegen aufschauen können und auch mal an die Hand genommen werden, wenn es nicht so läuft. All das hatte uns Hermsdorf uns einen weiten Schritt voraus. Nun liegt es in der Winterpause an der Mannschaft, dem Trainerteam und dem Verein einmal den Fokus auf die Ziele unserer Mannschaft zu richten und diese Strukturen klar zu definieren. Sind wir weiter die beiläufige Freizeithandballtruppe ewig am unteren Ende Verbandsliga oder bieten wir Perspektiven zu einem Leistungs- und Nachwuchskader unserer ersten Männermannschaft mit Chancen auf die oberen Tabellenplätze der Verbandsliga?
Nils Böhme
Altenburg Spielt mit: Paul Kühn (3), Paul Fischer (2), Nick Maßow (1), Lukas Sosinka (5), Thomas Moosdorf (4), Gregor Sadowski (3), Sascha Klement, Florian Pallutt (1), Jan Wagenbreth (7), Steffen Theile, Marcel Perkowski, Jacky Boy (TW), Nils Böhme (TW)