Sieger-Selfie: Herzschlagfinale gegen Jena

SV Aufbau Altenburg – HBV Jena 90                      29:28 (13:14)

Rückstand mit drei Toren in Hälfte 1, kurz vor der Halbzeit der Ausgleich und wenige Sekunden später doch das knappe 13: 14 für die Gäste. Wer dachte, dass die ersten 30 Minuten in der Partie zwischen den Handballfrauen des SV Aufbau Altenburg und dem HBV Jena 90 bereits alles an Spannung bereithielten, lag komplett daneben. Denn in Hälfte zwei steigerte sich die Achterbahn der Gefühle ins Unermessliche: Zunächst führten wieder die Gäste mit drei Toren, danach schlossen die Skatstädterinnen auf und setzten sich selbst in Front – ehe in einem Herzschlagfinale in den letzten zehn Sekunden die Emotionen alle Dämme durchbrachen.

Bereits vor der Partie war den Altenburger Handballerinnen die Anspannung deutlich anzumerken. Kein Wunder: die Spielerinnen von Trainergespann Ronny Bärbig und Antonio Rohr mussten punkten, um im Kampf gegen den Abstieg aus der Mitteldeutschen Oberliga noch ein Wörtchen mitreden zu können. Wie sich bereits nach wenigen Minuten zeigte, war die Equipe aber absolut bereit, diese schwere Aufgabe anzugehen – gemeinsam als eingeschworene Einheit. Entsprechend ausgeglichen begann die Partie gegen den direkten Tabellennachbarn (4:4 in der 8. Minute). Danach konnten die Gäste von Fehlern der Ostthüringer profitieren und sich auf 4:6 und 6:8 absetzen. Doch die Mannschaft um Kapitänin Denise Hoffmann fand den Faden wieder und glich nach 21. Minuten zum 10:10 aus. Mit reichlich Frust ging es dann allerdings in die Halbzeitpause, da zwei Sekunden davor Jena noch den 14. Treffer markierte und somit mit einer knappen Führung in die Kabine gehen konnte.

Zum Auftakt in Runde 2 hielten wieder die Jenenserinnen die Zügel in der Hand und bestimmten den Takt des Spieles. 16:19 zeigte die Anzeigetafel im Goldenen Pflug nach 36 Minuten im Goldenen Pflug – unfreiwillig stellte man sich die Frage: „Sollte es wieder nicht reichen?“. Doch die Aufbau-Sieben schien sich der Wichtigkeit dieses Spiels durchaus bewusst und agierte fortan insbesondere im Abwehrverband sicherer. Dazu gesellte sich mit Doreen Kabisch eine Torhüterin, die sich nun ein ums andere Mal eindrucksvoll in Szene setzte und ihren Vorderleuten den nötigen Rückhalt gab. Vier Minuten später war dann beim 20:20 wieder der Ausgleich hergestellt – und Aufbau nutzte die Hochphase, um sich selbst in Führung zu bringen (23:20 in der 45. Minute). Anschließend wehrte sich der Gegner wieder nach Kräften, glich erneut aus – zehn Minuten vor Ultimo war die so wichtige Partie wieder komplett offen. Dieses ständige Bäumchen-wechsel-dich war absolut nichts für schwache Nerven: Doch das finale furioso stand ja noch bevor!

Die abschließenden zehn Minuten hatten alles, was es für Nervenkitzel auf dem Parkett und den Rängen bedarf. Die Führung wechselte nun ständig hin und her – und Aufbau spielte sich in einen Flow. Als Laura Moosdorf 40 Sekunden vor dem Abpfiff das 28:26 markierte, schien eine riesige Last vom Team abzufallen. Die Freude war unglaublich groß – doch Jena hatte die perfekte Antwort parat und glich dank zweier Treffen binnen 30 Sekunden zum 28:28 aus. Mit dem Anpfiff verblieben lediglich 8 Sekunden für die Altenburgerinnen, um die so wichtigen zwei Punkte einzufahren und damit Jena in der Tabelle hinter sich zu lassen. Mit einem schnellen Angriff und vollem Risiko versenkte dann die erfolgreichste Aufbau-Werferin Franziska Bärbig den Ball in den Maschen und entfachte grenzlose Jubelstürme auf Seiten der Gastgeberinnen.

„Heute haben einfach alle ihren Beitrag zum Sieg geleistet. Unsere mannschaftliche Geschlossenheit hat uns zu diesen zwei enorm wichtigen Punkten getragen“, fasst Ronny Bärbig die Achterbahnfahrt der Gefühle zusammen. „Am Ende war der Erfolg natürlich glücklich, aber keineswegs unverdient“, fügte er an. Das Wichtigste für ihn sei allerdings, dass sich das Team für so einen enormen Kampf belohnt hat. „Der Kampf geht weiter, wir wollen einfach in der Mitteldeutschen Oberliga bleiben“, erklärte er mit Blick auf die zwei bevorstehenden Heimspiele. Mit einem weiteren Sieg gegen die SG Apolda/Großschwabhausen oder den Görlitzer HC sollte das Saisonziel auch aus eigener Kraft realisiert werden können – ansonsten muss das Team wohl auf die Schützenhilfe anderer Teams bauen. Darüber machte sich nach diesem unglaublichen Handballspiel aber erstmals niemand Gedanken: zu groß war die Freude über das Erreichte.

Der SV Aufbau Altenburg spielte mit: Kabisch, Foksova (1 Tor), Hutter, Klöppel (2), Moosdorf (4), Voigt (3), Thurm, Brablcova (1), Talarova (4), Loth, Vogel (2), Hoffmann und Bärbig (12/7)